Autobiografie des Autors
Mein Name ist Konstantyn Kuusk. Ich wurde in Kremenchuk geboren, einer Stadt am Dnepr in der Zentralukraine. Ich bin derzeit 38 Jahre alt und mein Leben ist voller vielfältiger Ereignisse und Prüfungen, die mich als Person geprägt, meinen Geist gestärkt und mir geholfen haben zu verstehen, dass die wahre Stärke des menschlichen Geistes in seiner Fähigkeit liegt, niemals aufzugeben, selbst wenn es scheint, als wäre die ganze Welt gegen einen.
Meine Geschichte begann mit einer glücklichen Kindheit in einer liebev ollen Familie. Ich wurde als gesundes Kind geboren, voller Energie und Neugier auf die Welt. Meine Eltern haben mich immer in jedem meiner Vorhaben unterstützt, und mein Leben schien sorglos. Doch als ich fünf Jahre alt war, änderte sich unser Leben für immer. Auf der Rückreise aus Deutschland, wo mein Vater in einer Militäreinheit diente, gerieten wir in Polen in einen Autounfall. Dies war ein Moment, der mein Leben für immer veränderte. Durch diesen Unfall erlitt ich schwere Rückenmarksverletzungen und bin seitdem auf einen Rollstuhl angewiesen. Leider starb mein Vater bei diesem Unfall. Sein Verlust war eine unwiederbringliche Tragödie für unsere Familie. Es war eine Zeit, in der unsere Familie ihre erste wahre Herausforderung bewältigte. Meine Mutter war mit einem kleinen Kind in ihren Armen allein zurückgelassen, und ich mit gebrochenen Träumen und Schmerz in meinem Herzen.
Anfangs schien es wie eine Katastrophe, die all meine Kindheits träume und Pläne zerstörte. Doch meine Lieben, die angesichts der Widrigkeiten niemals aufgaben, beschlossen, mich im Geist der Unabhängigkeit und Stärke zu erziehen. Sie liessen mich nicht in Verzweiflung versinken. Ich wuchs in einem Umfeld auf, in dem ich lernte, Schwierigkeiten selbst zu überwinden, stark zu sein und für mein Leben verantwortlich zu sein. Als Kind weinte ich oft, wenn ich keine Hilfe bekam, aber mit der Zeit verstand ich, dass diese Erziehung zum Fundament meiner Unabhängigkeit und Willenskraft wurde.
Ich wuchs in einem Umfeld auf, in dem ich lernte, Schwierigkeiten selbst zu überwinden, stark zu sein und für mein Leben verantwortlich zu sein. Als Kind weinte ich oft, wenn ich keine Hilfe bekam, aber mit der Zeit verstand ich, dass diese Erziehung zum Fundament meiner Unabhängigkeit und Willenskraft wurde. Meine Mutter liess mich nie das Gefühl haben, ein Opfer der Umstände zu sein. Sie betonte immer, dass meine Fähigkeiten von meinem Glauben an mich selbst und davon abhängen, wie ich die Ressourcen nutze, die ich besitze. Dieses Prinzip wurde zu meinem Lebenscredo.
Im Alter von 16 Jahren erhielt ich meinen ersten aktiven Sportrollstuhl. Dies war ein Wendepunkt in meinem Leben. Zusammen mit diesem Rollstuhl erhielt ich Unabhängigkeit und begann, die Welt mit anderen Augen zu betrachten. Dann erkannte ich, dass mein Weg nicht zu Ende war, sondern mit neuer Kraft begann. Zuerst lernte ich zu fallen, denn, wie ich mir sagte, um zu beginnen "zu gehen", muss man zuerst lernen zu fallen. Dies ist auch ein wichtiger Bestandteil, denn jeder Sturz lehrt uns, wieder aufzustehen. Dieser Weg war für mich sowohl körperlich als auch moralisch lang und schwierig, denn nicht alle öffentlichen Einrichtungen waren für Rollstuhlfahrer zugänglich. Selbst das einfache Überwinden eines Bordsteins war eine Herausforderung für mich, es schien, als wäre alles unüberwindbar. Nach und nach lernte ich, Hindernisse auf meinem Weg zu überwinden, Treppen zu steigen und über Bordsteine zu springen. Heute ist dies für mich kein Problem mehr - wenn ich Treppen steigen muss, tue ich es ohne zu zögern.
Nachdem ich einen Sportrollstuhl erhalten hatte, begann ich zu denken: Wenn ich das geschafft habe, und es war sehr schwierig, das Fahren eines Rollstuhls zu lernen, ist es nicht sicher, dass jemand anders Erfolg haben wird. Ich begann, staatliche Bauvorschriften zu studieren und über ausländische Erfahrungen zu lesen. Es war nicht einfach, aber mein Wunsch, die Welt zum Besseren zu verändern, trieb mich voran.
Mein erster Marathon fand schon vor dem Erhalt eines Rollstuhls statt, im Jahr 1997. Ich war damals erst 11 Jahre alt. Zusammen mit meinem Grossvater, Eugeniusz, und meiner jüngeren Schwester, Ania, machten wir uns auf den Weg von Poltawa nach Kremenchuk und legten 120 km zurück. Es war eine unvergessliche Erfahrung - ich hatte noch keinen Rollstuhl, also fuhr ich ein dreirädriges Fahrrad, bei dem der Lenker durch Pedale ersetzt wurde, um zu lenken. So begann mein erster Marathon. Trotz der Schwierigkeiten wurde dieser Marathon zu einem Symbol der Ausdauer und der Stärke des Geistes für mich, sowie zum ersten Schritt auf dem Weg zu sportlichen Leistungen.
Im Laufe der Jahre erkannte ich, dass körperliche Einschränkungen mein Leben nicht bestimmen sollten. Ich habe Intellekt, Willen und den Wunsch, Grosses zu leisten. In der Ukraine habe ich 13 Jahre lang in verschiedenen Bereichen gearbeitet und mich aktiv im Sport engagiert. Sport wurde für mich nicht nur ein Hobby, sondern eine wahre Leidenschaft, die mir half, fit zu bleiben und mich lebendig zu fühlen. Ich betreibe Leichtathletik, Para-Triathlon und Schwimmen. Durch harte Arbeit und Hingabe zum Sport habe ich bedeutende Erfolge erzielt, darunter der Gewinn des Titels "Meister des Sports der Ukraine" im Schwimmen. Es war nicht einfach, aber jede überwindene Hürde gab mir mehr Selbstvertrauen.
Die Teilnahme an Marathons auf verschiedenen Distanzen, Training und Wettkämpfe halfen mir, sowohl meinen Geist als auch meinen Körper zu stärken. Ich nahm oft an Sportveranstaltungen teil, und jeder Sieg, jeder zurückgelegte Kilometer, gab mir ein Gefühl der Freiheit und die Fähigkeit, die Welt um mich herum zu verändern. Sport wurde für mich zu einer Metapher für das Leben - ein Weg, bei dem Geschwindigkeit nicht das Wichtigste ist, sondern die Fähigkeit, Hindernisse zu überwinden und weiter vorwärts zu marschieren, selbst wenn es scheint, als wäre deine Kraft erschöpft.
Aber Sport ist nur eine Seite meines Lebens. Ich wollte schon immer etwas Sinnvolles für meine Gemeinschaft tun und anderen helfen. Als aktiver Sozialaktivist in Kremenchuk suchte ich immer nach Möglichkeiten, meine Stadt zugänglicher und komfortabler für alle zu machen. Eine meiner grössten Leistungen war die Einführung des Austauschs aller öffentlichen Verkehrsmittel in der Stadt. Dank meiner Bemühungen und meiner Beharrlichkeit verkehren in Kremenchuk seit 2017 Niederflur-Oberleitungsbusse und Busse. Es war eine echte Revolution im städtischen Verkehr, die sie für alle sozialen Gruppen zugänglich machte, darunter Menschen mit Behinderungen, Mütter mit Kindern und Senioren. Darüber hinaus war dieses Transportwesen mit freiem Internet ausgestattet, was den Fahrgastkomfort weiter verbesserte. Ich bin stolz darauf, dass ich dazu beitragen konnte, das Leben meiner Gemeinde zu verbessern und Menschen zu helfen, die, wie ich, im Alltag mit Schwierigkeiten konfrontiert sind.
Neben meinen sozialen Aktivitäten beschäftigte ich mich mit Kreativität. Ich schrieb Gedichte, was für mich eine Möglichkeit war, meine Gefühle und Gedanken auszudrücken. Die Poesie half mir, meine inneren Erfahrungen auszudrücken, meine Erlebnisse und meine Sicht auf die Welt zu teilen. Sports-Tanz half mir, Harmonie zwischen Körper und Seele zu finden und eine emotionale Verbindung zu anderen Menschen aufzubauen. Jedes meiner Gedichte, jeder Tanz war ein Schritt in Richtung innerer Entwicklung und Selbstausdruck.
Als in der Ukraine ein umfassender Krieg begann, beschloss meine Familie, das Land zu verlassen. Wir verstanden, dass es gefährlich war, zu bleiben, insbesondere angesichts meines Gesundheitszustands und der gesundheitlichen Probleme unserer Tochter Natalia. Es war eine schwierige Entscheidung, aber wir wussten, dass wir einen sicheren Ort für unsere Familie finden mussten. Im März 2022 kamen wir in Polen an, zuerst in Szczecin und dann in Gryfino, wo ich versuchte, ein aktives Leben fortzuführen.
Auch in Polen versuchte ich, aktiv und hilfsbereit zu sein. Im November 2022, anlässlich des polnischen Unabhängigkeitstages, nahm ich an einem 10-km-Marathon teil, der in Gryfino stattfand. Es war ein wichtiges Ereignis für mich, weil es mir die Möglichkeit gab, die Unterstützung der lokalen Gemeinschaft zu spüren und zu zeigen, dass ich trotz meiner Behinderung grosse Ziele erreichen kann. Diese Erfahrung verstärkte meinen Glauben, dass es wichtig ist, nicht aufzugeben, selbst wenn das Leben uns vor schwierige Herausforderungen stellt.
Meine berufliche Tätigkeit in Polen begann mit einem Studium in Wągrowiec, wo ich im Rahmen eines Regierungsprogramms für Menschen mit Behinderungen die Qualifikation "Assistent Empfang" erwarb. Diese Ausbildung war für mich ein sehr wichtiger Schritt in meiner beruflichen Entwicklung und gab mir die Möglichkeit, neue Fähigkeiten zu erwerben, die ich dann während eines Praktikums in Poznań einsetzte. Nach Abschluss der Ausbildung begann ich bei der "Stiftung für Innovation und Wissen" zu arbeiten, wo ich mein Wissen und meine Erfahrung in der Arbeit mit Menschen einbringen konnte. Leider endete das Projekt, und seitdem suche ich aktiv nach einer neuen Stelle.
Arbeit ist für mich nicht nur ein Mittel zum Lebensunterhalt, sondern auch eine Möglichkeit, mich zu verwirklichen, meine Familie zu unterstützen und ein aktives Mitglied der Gesellschaft zu sein. Ich suche eine Festanstellung, in der ich meine Kommunikations- und Organisationsfähigkeiten einsetzen kann. Die Kommunikation mit Menschen ist für mich ein sehr wichtiger Aspekt, denn diese Arbeit inspiriert mich, für die Gesellschaft nützlich zu sein.
Neben meinen beruflichen Aktivitäten entwickle ich aktiv meine Leidenschaften, die zu einem festen Bestandteil meines Lebens geworden sind. Eine davon ist die Fotografie. Für mich ist es nicht nur eine Möglichkeit, einen Moment festzuhalten - es ist die Gelegenheit, die Welt so zu zeigen, wie ich sie sehe: schön, komplex, vielschichtig. Durch das Objektiv meiner Kamera versuche ich, die Schönheit der Menschen, ihre Emotionen, Momente einzufangen, die oft unbemerkt bleiben. Die Fotografie ermöglicht es mir, mich auszudrücken, meine Vision zu teilen und Geschichten zu erzählen, die in jedem Bild verborgen sind.
Doch meine kreativen Aktivitäten hören hier nicht auf. Vor kurzem habe ich eine weitere Leidenschaft entdeckt - das Führen von Interviews mit Menschen. Es ist für mich zu einer neuen Möglichkeit geworden, in ihre Welten einzutauchen, eine Gelegenheit, etwas über ihre Lebenswege, Erfahrungen und Träume zu erfahren. Jedes Interview ist eine eigene Reise, auf der ich neue Facetten des menschlichen Daseins entdecke. Jede Geschichte, die ich höre, bereichert mein Verständnis der Welt, hilft mir, die Vielfalt der menschlichen Schicksale besser zu verstehen und etwas Gemeinsames zu finden, das uns alle verbindet.
Doch die Jobsuche erwies sich als viel schwieriger, als ich erwartet hatte. Trotz meiner Erfahrung und meiner Arbeitsbereitschaft habe ich in Poznań bereits fast 200 Absagen von Arbeitgebern erhalten, und sie alle lassen sich auf ein einziges Argument reduzieren - meinen Rollstuhl. Es ist schwer zu akzeptieren, denn ich bin an aktives Arbeiten, Erfolge und den Umgang mit Menschen gewöhnt. Jede Absage ist ein weiterer Schlag für mein Selbstwertgefühl, aber ich lasse mich nicht unterkriegen. Ich suche weiterhin nach Möglichkeiten und glaube, dass sich ein Arbeitgeber finden wird, der meine Erfahrung, meine Fähigkeiten und meinen Wunsch, nützlich zu sein, zu schätzen weiss.
Trotz aller Schwierigkeiten bleibe ich aktiv und optimistisch. Im August 2024 nahm ich am "Pyra Fest"-Marathon für 5 km teil. Es war eine echte Herausforderung - die Strecke war schwierig, und auf einigen Abschnitten musste ich mit meinem Rollstuhl einen Weg fahren, der voller Steine und Baumwurzeln war. Ich bin sogar einmal gestürzt, aber ich stand auf und setzte den Weg fort. Dieser Marathon wurde für mich zu einem Symbol des Lebenskampfes, bei dem der Sieg nicht das Einzige ist, was zählt, sondern auch die Fähigkeit, nach einem Sturz wieder aufzustehen und die Reise fortzusetzen.
Derzeit suche ich noch immer nach Arbeit und bin mir sicher, dass ich einen Ort finden werde, an dem ich mein Potenzial entfalten kann. Mein wichtigstes Ziel ist es, die Sicherheit meiner Familie zu gewährleisten und einen aktiven Lebensstil fortzuführen. Ich versuche auch, anderen Menschen zu helfen, insbesondere denen, die mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert sind.
Ich glaube, dass jeder Mensch das Recht auf ein würdiges Leben hat, unabhängig von seinen körperlichen Fähigkeiten. Und obwohl das Leben uns oft vor schwierige Herausforderungen stellt, bin ich überzeugt, dass wir alle Schwierigkeiten überwinden können, wenn wir an uns selbst glauben und nicht aufgeben. Meine Geschichte ist nur ein Beispiel dafür, wie man das Leben in vollen Zügen geniessen kann, trotz aller Hindernisse. Und ich bin bereit, diese Geschichte mit anderen zu teilen, um sie dazu zu inspirieren, für ihre Träume und Ziele zu kämpfen.